Frage      Jesus Wiederkehr und das Reich Gottes
Nach Kreuzigung und Auferstehung hätte endlich das lang ersehnte Ende der bisherigen Welt anbrechen sollen. Aber der kosmische Umbruch und der irdische Triumph Jesu blieben, wie wir alle wissen, bis heute aus. Dabei war sich Lukas noch sicher gewesen, Jesus (Lk 24,21) "sei es, der Israel erlösen werde", doch damit hatte er sich schon wieder geirrt.

Was hätte nicht alles nach der Auferstehung mit den Menschen geschehen sollen, wenn wir an die vielen Versprechungen Jesu denken (Mk 16,17-19): "Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden."

Wer also glaubt, soll nun Schlangen aufheben und gefahrlos Gift trinken können. Tolle Fähigkeiten! Aber in den vergangenen 2.000 Jahren ist mir trotz der riesigen Zahl tief gläubiger Menschen noch niemand begegnet, der einen tödlichen Schlangenbiss und einen Gifttrank überlebt hat.

Jesus war in seinem Sendungsbewusstsein fest davon überzeugt, das Himmelreich käme noch zu Lebzeiten seiner Jünger.

siehe den Link: "Wann kommt Jesus wieder?"

Die ganze Sprache der Evangelien deutet zweifellos auf diese Naherwartung des "Reich Gottes" hin (Mt 10,7): "Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen." Jesus versprach seinen Jüngern (Mt 10,23): "Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet (mit eurer Mission) mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt."

Er wurde nicht müde, auf seine baldige Wiederkehr hinzuweisen (Mt 16,28 und Lk 9,27): "Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich."

Auch Markus zitierte Jesus' Versprechen (Mk 13,30): "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht."

Kein Evangelium lässt die Frage offen, wann das Himmelreich auf Erden anbrechen wird (Joh 1,51): "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn." Nichts ist passiert!

Das Alte Testament war noch viel deutlicher gewesen. Dort sollten die gläubigen Menschen gleich zusammen mit dem Messias aus ihren Gräbern steigen und mit ihm gemeinsam im neuen Gottesreich leben (Hos 6,2): "Nach zwei Tagen wird er uns heilen, am dritten Tag werden wir auferstehen und vor ihm leben."

Johannes der Täufer frohlockte vor seinen Glaubensgenossen (Mt 3,2) "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!" und der heilige Apostel Paulus weiß um das Jahr 100 angeblich, wann die letzten Tage anbrechen (Hebr 1,1-2): "Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn."

Die Kirche weiß um dieses Problem und Karl Rahner, ein katholischer Theologe, gibt zu, dass wir "unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, dass es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so, wie er sie sich ‚vorstellte' und in seinen Worten formulierte, sich nicht erfüllt hat."

Natürlich lautet seine Schluss- folgerung aus diesem Dilemma, das katholische Dogma immer vor Augen, dass die Naherwartung eben eine Erwartung sei, deren Countdown noch immer laufe. (Seit 2000 Jahren!)

Andere Bibelkenner meinen, das Reich Gottes werde eben nicht auf dieser Welt errichtet, sondern jeder gute Christ werde es nach dem Tod im Himmel erfahren. - Nur sagt davon die Bibel nichts!

Wieder andere halten dieses Reich Gottes für bereits unsichtbar gegenwärtig, man könne es aber nur wahrnehmen, wenn man Jesus' Verkündigung für wahr halte. Es wachse Tag für Tag in den Herzen der Gläubigen und sei in der Kirche lebendig. Das mag ja sein, ist aber mit Sicherheit nicht die Aussage der Bibel.

Wie man es auch dreht und wendet, es bleibt so, wie es der Autor Werner Zager aus Bochum in seinem Buch über Jesus richtig sagt: "In diesem Punkt hat sich Jesus von Nazareth geirrt."

Johannes war sich sicher, dass nicht nur die Lebenden, sondern sogar die Toten die Wiederkehr Jesu vernehmen werden (Jh. 5,28): "Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden."

Jedem guten Christen würde es besonders schmeicheln, wenn diese letzten Tage ausgerechnet zu seinen Lebzeiten ausbrechen würden. So erwartete auch Martin Luther das Weltgericht ausgerechnet zu seiner eigenen Lebenszeit.

Seine Reden aus dem Jahr 1524 zum Jüngsten Tag verraten seinen sehnlichen Wunsch: "Ich hoffe ja, der Tag sei nicht weit, und wir wollen ihn noch erleben."

Der Apostel Paulus glaubte anfangs genau wie die Evangelisten, die Wiederkehr Jesu stünde kurz bevor. Immer wieder beschwor er in seinen frühen Briefen das baldige Kommen des Erlösers (1. Kor 7,29): "Das sage ich aber, liebe Brüder: Die Zeit ist kurz."

Was bedeutet eigentlich dieses längst überfällige Gottesreich? Der Evangelist Lukas warnt uns gleich, dass man es nicht wird sehen können (Lk 17,20): "Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man's beobachten kann."

Geradezu konträr prophezeit es Matthäus, der es mit unübersehbaren Zeichen am Himmel erwartet (Mt 24,29): "Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen."

Klar ist bei allen Evangelisten, dass Jesus höchstpersönlich in führender Position dabei sein und lebend unter uns weilen wird (Lk 22,30): "Und ich will euch das Reich zueignen, wie mir's mein Vater zugeeignet hat, dass ihr essen und trinken sollt an meinem Tisch in meinem Reich."

Das Reich Gottes sollte aber nach bibeltreuer Auslegung kein Himmelreich, sondern ein irdisches und mächtiges Königreich sein (Lk. 1,32): "Und Gott der Herr wird ihm (Jesus) den Thron seines Vaters David (Gründervater Israels) geben, und er wird König sein über das Haus Jakob (Israel) in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben." Leider bis heute alles gelogen.

Jesus machte seinen Jüngern auch unmissverständlich klar, wem dieses Reich Gottes gehören sollte (Lk 12,32): "Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben." Also sind die Juden die Glücklichen. Andere Völker, die Gott ja auch geschaffen haben soll, können sehen, wo sie bleiben. Und von Christen ist sowieso nirgendwo die Rede.

Paulus wusste angeblich genau, wie der Wandel zum Gottesreich vorgehen werde und versprach: (1. Thes. 4,17): "Denn er selbst, der Herr, wird (...) herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben (...) mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft."

siehe auch die Links:
"Wann kommt Jesus wieder?"
"Wie sieht das Jüngste Gericht aus?"

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©Johannes Maria Lehner
 
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