Frage      Prozess und Kreuzigung Jesu
Leider gibt es keinen Augenzeugen, (auch keinen biblischen) der der Nachwelt einen Bericht über die angebliche Kreuzigung Jesu hinterlassen hat.

Niemand weiß also mit Sicherheit, wie Jesus wirklich ums Leben gekommen ist - immer vorausgesetzt, er hat überhaupt gelebt.

Kein einziger Bibelschreiber behauptet von sich selbst, der Kreuzigung beigewohnt zu haben. Alle berichten nur vom Hörensagen und das Jahrzehnte später.

Wie schon so oft, weiß auch keiner der vielen Geschichtsschreiber außerhalb der Bibel etwas über das berühmteste Todesurteil der Weltgeschichte. Philon von Alexandrien (etwa 20 v. Chr.-50), ein jüdisch-hellenistischer Theologe und Philosoph, prangerte in einer Schrift etliche ungerechtfertigte Hinrichtungen durch Pontius Pilatus an, erwähnte aber die eines Jesus aus Nazareth nicht.

Der römische Historiker Tacitus (55-115) bereiste das Heilige Land ausgiebig und hinterließ eine detaillierte Beschreibung der Ereignisse jener Zeit.

Leider geht auch er mit keiner Silbe auf die Verurteilung und Kreuzigung eines gewissen Jesus ein.

Der Schriftsteller Plinius der Ältere (23-79) hätte ein solches Ereignis in seiner in 37 Bänden erhaltenen "Naturalis historia" ebenfalls erwähnt, wäre es wirklich vorgefallen. Die Kreuzigung eines Mannes namens Jesus kann also, historisch gesehen, im besten Fall ein unbedeutendes Ereignis am Rande eines religiösen Festes gewesen sein.

Weltweit existiert auch kein einziger Bericht über Phänomene wie plötzliche Finsternis, zerrissene Felsen oder auferstehende Tote. Nur in der Bibel lesen wir, was alles in jener Minute geschah, als Jesus verstarb (Mt 27,52): "Die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf."

Die Evangelisten Markus und Lukas glaubten sogar zu wissen, dass die Sonne kurzzeitig ausgeschaltet worden sei (Mk 15,33): "Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde."

Solche Überlieferungen gehörten damals zum volkstümlichen Glaubensgut und wurden bei Geburt und Tod besonderer Persönlichkeiten geradezu erwartet. Schon der römische Dichter Vergil hatte behauptet, bei Caesars Tod habe sich die Sonne verfinstert.

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©Johannes Maria Lehner
 
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