Frage      König David
Der Soldat David soll sich am Hof von König Saul (dem ersten König des auserwählten Volkes) in dessen Tochter verliebt haben. Als er um ihre Hand anhielt, verlangte Saul als Brautpreis hundert den feindlichen Philistern abgeschnittene Vorhäute (1. Sam 18,25): "Der König begehrt keinen andern Brautpreis als hundert Vorhäute von Philistern."

Für den jungen David war das kein Problem. Siegessicher zog er los und setzte sogar an zweihundert (1. Sam 18,27) Penissen die Klinge an. Die biblischen Geschichtenerzähler machen kein Federlesen um ein paar hundert Tote mehr oder weniger.

David erhielt also seine Braut und lebte fortan am Hof von Saul. Aber nicht lange. Nachdem sich der streitlustige David mit König Saul zerstritten hatte, streifte er als Abenteurer und Freibeuter mit einer Rebellenarmee umher und raubte und mordete, wo er nur konnte. Viele Seiten des 1. Buches Samuel listen Siege, Feinde und Getötete auf, bevor endlich im 2. Band David der neue König Israels wird.

Gemäß "The Chronology of the Kings of Israel and Judah" (nach Gilal) soll sich diese Thronbesteigung in der einsetzenden Eisenzeit, also in den Jahren 1005-970 v. Chr. zugetragen haben.

Die Geschichten der Bibel loben David in höchsten Tönen, beschreiben ihn aber wie einen Mörder, Plünderer, Brandstifter und Ehebrecher (1. Sam 27,9): "Und sooft David in das Land einfiel, ließ er weder Mann noch Frau leben und nahm mit Schafe, Rinder, Esel, Kamele und Kleider und kehrte wieder zurück."

In glorreichen Bildern rühmt man die Ermordung tausender Menschen (1. Sam 18,7): "Und die Frauen sangen im Reigen und sprachen: Saul hat tausend erschlagen, aber David zehntausend."

Denken Sie daran, dass wir hier von König David, einer der bedeutendsten Figuren des Juden- und Christentums sprechen. Nach dem Neuen Testament ist Jesus sein recht- mäßiger Nachkomme, und wird gern als "Sohn Davids" bezeichnet.

David ließ seinen sexuellen Trieben freien Lauf und trug gern einen kurzen Lendenschurz, um sein Glied zu präsentieren (2. Sam. 6,20): "Wie herrlich ist heute der König von Israel gewesen, als er sich vor den Mägden seiner Männer entblößt hat, wie sich die losen Leute entblößen!"

Seine Einstellung gegenüber Frauen war an Verachtung kaum zu überbieten. In einer lauen Nacht beobachtete er einmal heimlich von seinem Dach aus eine Frau beim Baden (2. Sam 11). Als er seine Lust nicht mehr zurückhalten konnte, ließ er die Dame zu sich bringen. Hemmungslos vergewaltigte und schwängerte er sie.

Die Sitten an Davids Hof waren haarsträubend. Absalom, ein Sohn Davids, trieb es auf dem Dach des königlichen Palastes öffentlich mit den Frauen seines Vaters (2. Sam 16,22): "Da machten sie Absalom ein Zelt auf dem Dach, und Absalom ging zu den Nebenfrauen seines Vaters vor den Augen ganz Israels."

Davids anderer Sohn Amnon vergewaltigte seine jungfräuliche Schwester (2. Sam 13,11-14). Da sie nun keine Jungfrau mehr war, wurde das arme Mädchen mit Schimpf und Schande aus dem Haus gejagt (2. Sam 13,18). Ihr Flehen um Milde ließ den jungen Mann kalt. Als sein Vater König David davon erfuhr, wurde er zornig, aber er tat seinem Sohn nichts, (2. Sam 13,21) "denn er liebte ihn, weil er sein Erst- geborener war."

Trotzdem beschreibt ein theologisches Lexikon David als "tief religiösen Mensch, der durch die Intensität seiner Gefühle seine Religion auch körperlich mit einer Leidenschaft und Überschwänglichkeit zum Ausdruck brachte, die an religiöse Erweckungs- bewegungen oder tanzende Derwische erinnert" und setzt dem brutalen Despoten damit einen Heiligenschein auf.

Eine unrühmliche Spur hat sein Name allerdings bis in die jüngste Vergangenheit Europas hinterlassen: Den Davidstern.

< zurück          nach oben          vor >


©Johannes Maria Lehner
 
-> Fenster schliessen                              --> Diese Seite drucken