Frage      Abraham
Abraham wanderte auf Gottes Geheiß aus Mesopotamien ins Land Kanaan ein, wo er sich niederlassen und fleißig vermehren sollte. Das geschah angeblich, je nach theologischer Quelle, zwischen 2100 und 1800 v. Chr. und wird in der Bibel wie folgt beschrieben (1. Mose 11,31): "Da nahm Terach seinen Sohn Abram und Lot (...) und führte sie aus Ur in Chaldäa, um ins Land Kanaan zu ziehen."

Gott versprach Abraham und seinen Nachkommen hoch und heilig das Land am Toten Meer (1. Mose 17,8): "Und ich will dir und deinem Geschlecht nach dir das Land geben, darin du ein Fremdling bist, das ganze Land Kanaan, zu ewigem Besitz, und will ihr Gott sein." Die Bibel spricht von einer riesigen Fläche vom Nil bis zum Euphrat. Das ist ein Gebiet, das Abrahams Nachkommen zu keinem Zeitpunkt der Geschichte jemals bevölkert hatten.

Warum aber sollte ein Gott seinem Volk solche falschen Versprechungen machen?

Es scheint offensichtlich, dass diese biblische Zusage von einem Großreich ein politischer Winkelzug allzu irdisch gesonnener Schreiber war. Damit sollten Gebietsansprüche aus der Vergangenheit als heilig und

gottgewollt im Bewusstsein des eigenen Volkes verankert werden. Diese Territorien wurden denn auch bald als eigene betrachtet und von späteren Generationen immer wieder eingefordert.

Wenn man weiter davon ausgeht, dass die Bibel zu einem viel späteren Zeitpunkt geschrieben wurde, wird erst deutlich, dass aus diesen Geschichten kein Gott, sondern Menschen mit eigennützigen Absichten sprechen und ferner Abraham, dem angeblich alles Land versprochen wurde, nie existiert hat.

(Siehe den Link "Moses Bücher viel später verfasst)

Außerhalb der Bibel wird Abraham nirgendwo erwähnt und ist historisch bedeutungslos. Historiker sind sich einig, dass es sich bei der Abraham-Saga um Geschichten ohne realen Hintergrund handelt.

Kritische Bibelforscher nahmen gelegentlich an, die Geschichte der ersten Landnahme Kanaans sei die mythologisierte Beschreibung einer Völkerwanderung aus dem Osten ins Land am Toten Meer. Auf den ersten Blick klingt das überzeugend. Aber in der Archäologie sind keine Anzeichen einer Migrationsbewegung nach Westen gefunden worden.

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©Johannes Maria Lehner
 
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