Frage      Das salomonische Urteil
Berühmt wurde König Salomo durch das "salomonische Urteil", das wir alle aus dem Religionsunterricht kennen. Zwei Dirnen brachten zur selben Zeit ein Kind zur Welt, leider starb eines davon. Beide Frauen behaupteten nun, das Überlebende sei ihres.

Mit diesem Streit wurden sie vor König Salomo geführt. Der entschied kurzerhand, das Kind in zwei Teile zu hacken und jeder Frau eine Hälfte zu geben. Als eine der Frauen daraufhin erschrocken auf ihren Anspruch verzichtete, wusste Salomo angeblich, wer sich als wahre Mutter erwies und übergab ihr das Kind.

Die Geschichte hört sich romantisch an, ist aber wohl kaum so vorgefallen. Die Entscheidung ist auch nicht besonders weise oder gerecht. Man kann nämlich auch davon ausgehen, dass die falsche Mutter mit der Teilung des Babys nicht einverstanden gewesen wäre, hätte doch auch sie nichts von einem halben Kind gehabt.

Genauso gut hätte auch sie, von schlechtem Gewissen geplagt, auf ihre Forderung verzichten können.

Biblische Geschichten dieser Art preist die christliche Kirche immer wieder als herausragende Beispiele für Weisheit und Moral. Weise wäre es gewesen, die beiden Frauen anständig anzuhören, Zeugen zu befragen und die Angelegenheit ordentlich zu untersuchen. Aber solches Vorgehen ist den Bibelschreibern durch alle Bücher hindurch fremd.

Typisch ist auch der Hinweis, dass die beiden Frauen angeblich Dirnen waren. In der Bibel sind Frauen entweder nicht wahrnehmbar oder sie sind Prostituierte. Die Ausnahmen dieser Regel sind im barmherzigen Buch der Bücher nur äußert selten anzutreffen.

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©Johannes Maria Lehner
 
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