Frage      Die Bibel und Ihre Frauenverachtung
In der Welt des Alten Testaments waren die Frauen aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen. Jede aktive Teilnahme am Gottesdienst war ihnen untersagt und sie waren es nicht einmal wert, gegrüßt zu werden. Sogar die Opfertiere mussten männlich sein, so gering schätzte Gott seine weibliche Schöpfung.

Einzig Jesus pflegte einen mehr oder weniger entspannten Umgang mit dem weiblichen Geschlecht und selbst eine Ehebrecherin, bis dahin das verdammungswürdigste Geschöpf unter dem Himmel, verurteilte er nicht.

Das Gegenteil war sogar der Fall. Denn gerade sie hatte schließlich mit vielen Männern geschlafen, also (Lk 7,47) "ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig."

Erst die frühen Christen und später die ganze Institution Kirche, angefangen beim Kirchengründer Paulus, drehten das Rad der Emanzipation zurück und vertraten die Überzeugung, dass die (1. Kor 11,9) "Frau um des Mannes willen" geschaffen sei.

Man hielt sie wieder für geistig minderbemittelt und mochte sie am liebsten still und unterwürfig (1. Tim 2,12): "Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, (...) sondern sie sei still."

Der heilige Paulus beurteilte die Frau als minderwertig und verbot ihr bei Versammlungen das Wort (1. Kor 14,33-34): "Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen schweigen in der Gemeinde- versammlung; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt."

Er wollte sich nicht einmal dazu herablassen, ihre Fragen zu beantworten (1. Kor 14,35): "Wollen sie aber etwas lernen, so sollen sie daheim ihre Männer fragen. Es steht der Frau schlecht an, in der Gemeinde zu reden."

Seine Wertvorstellungen waren unmissverständlich (1. Kor 11,3): "Ich lasse euch aber wissen, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist; der Mann aber ist das Haupt der Frau."

(1. Tim 2,11-12): "Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still." Für "Unterordnung" stand übrigens bis vor kurzem "Unterwürfigkeit" in der Bibel.

Es ist mir unverständlich, wie Frauen immer wieder demütig Zugang zu dieser frauenfeindlichen Institution Kirche gesucht haben und heute noch suchen. Was kann ihnen ein männlicher Gott geben, der nur mit Männern spricht und nur für Männer da ist?

Wer verheiratet war, solle seine Angetraute gut behandeln, aber Frauen, Ehe und Sexualität waren für Paulus im besten Fall ein notwendiges Übel (1. Kor 7,1): "Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren." (Siehe auch den Link "Ehe, Sex und Scheidung".)

Seinen Anhängern empfahl er, unverheiratet zu bleiben oder die Gattin einfach links liegen zu lassen, um das göttliche Heil leichter zu erlangen (1. Kor 7,29): "Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine."

Er selber wollte Vorbild für seine Christenkinder sein und hoffte, sie würden es ihm gleichtun (1. Kor 7,7): "Ich wollte zwar lieber, alle Menschen wären, wie ich bin." Am besten war es, sich auf das Abenteuer Frau gar nicht erst einzulassen (1. Kor 7,27): "Bist du nicht gebunden, so suche keine Frau."

Eine emotionale Bindung an eine Frau außerhalb des religiösen Lebens war für Paulus persönlich undenkbar. Seinen Gemeindemitgliedern gestattete er sie höchstens zur Befriedigung körperlicher Begierden (1. Kor 7,2): "Aber um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede Frau ihren eigenen Mann."

Für den heilig gesprochenen Paulus war es grundsätzlich besser, der Mann berühre keine Frau und meide sie wie die Pest (1. Kor. 11,8): "Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau von dem Mann." Offensichtlich hatte er nie einer Geburt beigewohnt.

Der Körper galt Paulus als die Ursache allen Übels auf der Welt. Schuld an diesem Inbegriff der Sünde war einzig und allein die Lasterhaftigkeit des Weibes (1. Tim 2,14): "Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber hat sich zur Übertretung verführen lassen." Bis in unsere Zeit hat sich das Gedankengut von der Verderben bringenden Sinnlichkeit gehalten und den Menschen wenig Gutes gebracht.

Man beachte die paulinische Denkweise: Wird die Frau von einer Schlange verführt, ist die Frau die Sündhafte, auch wenn - wie im Falle Evas - der Mann daneben steht und dem Treiben wortlos zuschaut. Wird der Mann von einer Frau verführt, ist noch immer die Frau die Ursache des Übels.

Wie man es auch dreht und wendet, das Weib ist immer die Schuldige. (Dabei war das Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen, nur gegenüber Adam ausgesprochen worden (1. Mose 2,16), noch bevor Eva überhaupt erschaffen wurde.)

Paulus bestand darauf, dass Frauen ein Kopftuch tragen sollten, vor allem dann, wenn sie die Kirche betraten (1. Kor 7,26 und 1. Kor 11,10): "Darum soll die Frau eine Macht (Schleier) auf dem Haupt haben um der Engel willen."

Das Kopftuch ist also keine islamische Erfindung und gilt natürlich nicht für die Krone der Schöpfung (1. Kor 11,7): "Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, denn er ist Gottes Bild und Abglanz."

Das Frausein sollte die gerechte Strafe für die Verführung des Adam im Paradies sein (1. Mose 3,16): "Unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein."

Der heilige Johannes hat in seiner göttlichen Offenbarung angekündigt, dass nur 144.000 Männer in den Himmel kommen werden. Diese tun sich vor allem dadurch hervor, dass sie sich nie mit Frauen "befleckt" haben (Offb 14,3-5): "Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron (...) und niemand konnte das Lied lernen außer den Hundert- vierundvierzigtausend, die erkauft sind von der Erde. Diese sind's, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich."

Der Umstand, dass Jesus keine Frauen zu seinen Aposteln gewählt hat, dient den römisch- katholischen Kirchenoberen noch heute als Hauptargument, warum Frauen in ihrer Institution keine leitende Funktion übernehmen können.

Trotz alledem versuchen feministische Theologinnen immer wieder die frauenfeindlichen Passagen der beiden Testamente umzuinterpretieren und den Frauen eine zumindest gleichberechtigte Rolle zuzuschreiben. Das im Prinzip anerkennenswerte Motiv hinterlässt allerdings den Eindruck, als würde - wie Mary Daly in einem Buch über "die patriarchalische Religion" schreibt - ein Schwarzer versuchen, "den Ku-Klux-Klan zu reformieren."

Das mosaische Gesetz verlangt, dass eine Frau nach der Geburt eines Knaben eine Woche sozusagen in Quarantäne zu Hause bleiben muss. Man geht davon aus, dass die Frau während dieser Zeit "unrein" sei. Bringt die Frau aber ein Mädchen zur Welt, soll sie (3. Mose 12,5) zwei Wochen zu Hause bleiben.

Die "Verunreinigung" einer Frau durch einen weiblichen Fötus hält Mose also für doppelt so schlimm wie durch einen männlichen. Solche Aussagen sind nicht mangelndes naturwissen- schaftliches Verständnis, sondern bewusst gelebte Abscheu vor dem Weiblichen.

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©Johannes Maria Lehner
 
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