Frage      Die Bibel, der Tod und das Danach
Was erfahren wir aus der Bibel über ein absolut zentrales Thema des Lebens, nämlich dessen Ende?

Im Glauben des Alten Testaments fuhren die Toten in die Grube, in die "Scheol" und lebten als Schatten in einer Totenwelt. Explizit berichtet die Bibel aber nichts darüber und so weiß niemand genau, wie das vor sich geht und wie diese Schattenwelt aussieht.

Die christliche Vorstellung, wonach die Seele den irdischen Körper nach dem Tod verlässt und ins Himmelreich reist, widerspricht den Aussagen des Alten Testaments.

Ob die Seele überhaupt unsterblich ist, bleibt auch nach umfangreichem Bibelstudium ungewiss, schließlich schreibt Hesekiel, von Luther noch folgendermaßen übersetzt (Hes 18,20): "Denn welche Seele sündigt, sie soll sterben."

So steht es in einer Bibelfassung von 1940 (Seelen können also endgültig sterben, was immer auch das bedeuten kann). Die moderne Kirche, die ohne biblische Anhaltspunkte (!) die Idee von der unsterblichen Seele zur ausdrücklichen Lehrmeinung erklärt hat, macht daraus den unsinnigen Satz: "Denn nur wer sündigt, der soll sterben." (Bleiben also Nichtsünder ewig am Leben?)

Die Frage, ob die Seele in einem anderen Menschen wiedergeboren werden kann, verneint die Kirche definitiv.

Hiob erklärt im Alten Testament eindeutig, dass es nach dem Tod nichts mehr gibt (Hiob 7,10): "Eine Wolke vergeht und fährt dahin: so kommt nicht wieder herauf, wer zu den Toten hinunterfährt; er kommt nicht zurück."

Bei Markus und Matthäus hielten die Menschen aber trotzdem Jesus für den auferstandenen Johannes (Mt 14,2): "Das ist Johannes der Täufer; er ist von den Toten auferstanden, darum tut er solche Taten."

(Dabei ist das unmöglich, da ja Jesus und Johannes fast zur selben Zeit geboren wurden.)

Andere Zeitgenossen wiederum waren der Ansicht, einer der Propheten sei wiedergeboren (Lk 9,8): "Elia ist erschienen (...) Einer von den alten Propheten ist auferstanden."

Offensichtlich war die Vorstellung, die menschliche Seele würde nach dem Tod wieder auf die Welt zurückkehren, nach neutestamentlicher Auffassung doch denkbar.

Aber diese wenigen Verse, die vielleicht auch nicht korrekt übersetzt wurden, sagen noch nicht, dass die Juden und Christen jener Zeit an eine Wiedergeburt glaubten, wie wir sie aus östlichen Religionen kennen. Viel zu vieles spricht dafür, dass man überhaupt keine ausgereifte Vorstellung vom Tod hatte.

Anders als Jesus war Paulus der Ansicht, die Toten blieben bis zum Jüngsten Tag in ihren Gräbern.

Sollten schließlich eines Tages die Posaunen Gottes ertönen, würde Gott persönlich herunterkommen und alle zum ewigen Leben erwecken. (1. Thess 4,16-17) "Zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit."

Mit "wir" meinte Paulus sich und seine Gemeinden und macht damit deutlich, dass er diesen Aufstieg in die Wolken in Kürze erwartete.

Inzwischen sind aber 2.000 Jahre verstrichen und nichts davon ist passiert.

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©Johannes Maria Lehner
 
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