Frage      Gott und das liebe Geld
Unser biblischer Gott freut sich immer über reichen Geldsegen (2. Mose 34,20): "Und daß niemand vor mir mit leeren Händen erscheine!"

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Die Bibel empfielt bei Ausbruch von Lepra einen Priester aufzusuchen, der die Krankheit behandeln würde. Die Kosten einer solchen Behandlung werden fein säuberlich aufgelistet (3. Mose 14, 10-13): "Und am achten Tage soll er (der Patient) zwei Lämmer nehmen, männliche Tiere (Weiblichkeit ist Gott zuwider) ohne Fehler (also beste Qualität), und ein einjähriges Schaf ohne Fehler und drei Zehntel feinstes Mehl (damals alles Luxusgüter) zum Speisopfer, mit Öl vermengt, und einen Becher Öl."

Schon zu jenen Zeiten war Heilen eine teure Angelegenheit. Damit aber auch die Ärmsten zur Kasse gebeten werden können, setzte die Bibel die ärztlichen Tarife für Arme etwas niedriger an (3. Mose 14, 21-23): "Ist er aber arm und vermag nicht soviel aufzubringen, so nehme er ein männliches Lamm zum Schuldopfer als Schwingopfer (dabei werden nur Teile des Opfertieres sinnbildlich vor dem Altar geschwungen) zu seiner Entsühnung und ein Zehntel feinstes Mehl, mit Öl vermengt, zum Speisopfer und einen Becher Öl und zwei Turteltauben (...) an die Tür der Stiftshütte vor den Herrn."

Solche Zahlungen wurden zwar wortgewaltig als "Opfergabe für den Herrn zur Rettung des Seelenheils" umschrieben, waren aber nichts anderes als Honorare, von denen die Priesterschaft lebte.

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Schon früh hatte der Herr höchstpersönlich seinem Schützling Mose empfohlen, bei seinen Stammesgenossen Geld einzufordern (2. Mose 30,12): "Wenn du die Israeliten zählst, so soll ein jeder dem Herrn ein Sühnegeld geben, um sein Leben auszulösen, damit ihnen nicht eine Plage widerfahre, wenn sie gezählt werden." Wer also nicht zahlte, dem wurde eine göttliche Plage angedroht.

Schutzgelderpressung ist also keine Erfindung der Mafia, sondern biblisches Gebot.

Der Reiche - meist eng mit der Priesterschaft verwandt oder politisch verstrickt - sollte nicht mehr zahlen als der Arme. Selbst das zu zahlende Münzgewicht hatte Gott gleich selber festgelegt (2. Mose 30,13): "Es soll aber jeder, der gezählt ist, einen halben Taler geben nach dem Münzgewicht des Heiligtums; ein Taler wiegt zwanzig Gramm."

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Wieviel ein Mann, eine Frau oder ein Kind zu Moses Zeiten wert waren, legte Gott auf dem Berg Sinai fest (3. Mose 27,4): "Einen Mann von zwanzig bis sechzig Jahren sollst du schätzen auf fünfzig Lot Silber nach dem Gewicht des Heiligtums, eine Frau auf dreißig Lot Silber."

Arme Schlucker genossen wieder eine Sonderregelung (3. Mose 27,8): "Ist er aber zu arm, diese Schätzung zu zahlen, so soll er jenen Menschen vor den Priester stellen, und der Priester soll ihn schätzen." Dass ein Priester eine Steuereinschätzung vornehmen soll und religiöse Bücher die Tarife festlegen, zeigt, wie eng die Priesterschaft mit der staatlichen Schatzkammer zusammenarbeitete.

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Als der Tempel Jerusalems im 1. Jahrhundert v. Chr. im Zenit seiner Macht stand, kamen zu den orentlichen Steuern Spenden riesiger Pilgerscharen hinzu. Allein zum Passahfest verdreifachte sich die Zahl der Menschen in der Hauptstadt. Damals musste jeder männliche Israelit dreimal jährlich zum Tempel pilgern, was so viel bedeutete wie dreimal Steuern zahlen.

Die Spenden und Abgaben waren so umfangreich, dass extra Vorratshäuser für die Opfergaben der Gläubigen eingerichtet wurden.

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Zur Zeit Nehemias gab es 4289 Priester in Jerusalem und die Einnahmen flossen reichlich. Ohne Rücksicht auf die Not in dem durch Kriege ausgebluteten Land forderte Nehemia von seinem Volk Steuern und Abgaben (Neh 10,33 ): "Wir wollen uns das Gebot auferlegen, jährlich den dritten Teil eines Silberstücks zum Dienst im Hause unseres Gottes zu geben."

Es folgt eine lange Liste von Gaben, die dem Tempel zu überbringen sind, von allem natürlich nur das Erste und Beste (Neh 10,37): "Wir wollen die Erstgeburt unserer Söhne und unseres Viehs, wie es im Gesetz geschrieben steht, und die Erstgeburt unserer Rinder und unserer Schafe zum Hause unseres Gottes zu den Priestern bringen, die im Hause unseres Gottes dienen." Solche Steuerlisten finden sich etliche im barmherzigen Buch der Bücher.

Nirgendwo findet sich hingegen eine Stelle, die die Auszahlung von Geldern an die Gläubigen empfielt.

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War das Tempelopfer für den Gläubigen zu schwer zu transportieren oder der Spender zu weit entfernt vom Tempel, empfahl der geschäftstüchtige Herr im Himmel eine einfache Lösung (5. Mose 14,24-27): "Wenn aber der Weg zu weit ist für dich (...) so mache es zu Geld und nimm das Geld in deine Hand und geh an die Stätte, die der Herr, dein Gott, erwählt hat (...) und der Levit (Priester aus dem Stamm der Leviten), der in deiner Stadt lebt; den sollst du nicht leer ausgehen lassen." Keiner sollte dem tempeleignen Steuersäckel entkommen.

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©Johannes Maria Lehner
 
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