Die Bibel hat nichts gegen die Sklavenhaltung |
Die Kirche preist die Zehn Gebote gern als erste Ausdrucksform von Nächstenliebe und Menschlichkeit, verschweigt aber das gesamte inhaltliche Umfeld. Zum Beispiel schließen sich an die Gebote unmittelbar die Regeln zum Halten von Sklaven an (2. Mose 21,2): "Rechte hebräischer Sklaven". Man hielt sich damals nicht nur feindliche Sklaven wie fast alle Völker zu jener Zeit, es war sogar üblich, Sklaven aus dem eigenen Volk zu besitzen. Es war auch nichts Verwerfliches daran, die eigene Tochter zu verhökern (2. Mose 21,7): "Verkauft jemand seine Tochter als Sklavin, so darf sie nicht freigelassen werden." Verblassen angesichts dieses textlichen Umfeldes die moralischen Ansprüche der Zehn Gebote nicht vollends? An einer Bibelstelle beklagt sich Abraham bei Gott über seine Kinderlosigkeit (1. Mose 15,3): "Du hast mir ja keine Nachkommen gegeben; also wird mich mein Haussklave beerben." Dieses Zitat stammt ausnahmsweise aus einer alten Bibelausgabe und nicht aus einer modernen Übersetzung. Dort nämlich macht die Kirche aus dem Haussklaven einen Knecht. Die Bibel meint aber mit Sklavenhaltung nicht ein Arbeitsverhältnis, sondern unterscheidet klar zwischen Tagelöhnern, Knechten und Sklaven. Gott und die Bibelakteure nehmen keinen Anstoß an der Sklaverei. Sogar Priester dürfen mit Sklaven handeln (3. Mose 22,11): "Wenn aber der Priester einen Sklaven für Geld kauft, so darf der davon (von den Opfergaben) essen." Die Regeln für den Umgang mit Menschen zweiter Klasse sind immer wieder detailliert festgeschrieben (2. Mose 21,20-21): "Wer seinen Sklaven oder seine Sklavin schlägt mit einem Stock, dass sie unter seinen Händen sterben, der soll dafür bestraft werden. Bleiben sie aber einen oder zwei Tage am Leben, so soll er nicht dafür bestraft werden; denn es ist sein Geld." Erkennen Sie die juristische Spitzfindigkeit in diesem Gebot? Wer kann einem Sklavenhalter schon nachweisen, ob der verprügelte Sklave noch einen Tag am Leben geblieben war oder nicht? Der unauffällige Nachsatz "... denn es ist sein Geld" zeigt zudem, welche Wertschätzung die Bibel einem Sklaven zumisst. Dass die Bibel keine Hemmungen mit der Sklaverei hat, lesen wir unverhohlen im "Herzstück" des Buches, in den Zehn Geboten (2. Mose 20,8): "Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin." (Diesmal zitiere ich die Einheitsübersetzung der katholischen Bibelanstalt. Die Lutherfassungen beschönigen den Urtext und ersetzen "Sklave" wieder durch "Knecht".) Die Bibel duldet den Umgang mit Sklaven nicht nur, sie ermuntert sogar unverhohlen dazu auf (3. Mose 25,44): "Willst du aber Sklaven und Sklavinnen haben, so sollst du sie kaufen von den Völkern, die um euch her sind." Gott forderte Moses nach einer gewonnenen Schlacht auf, die Beute an Frauen und Männern mit ihm zu teilen (4. Mose 31): "Du sollst aber für den Herrn als Abgabe erheben von den Kriegsleuten (...) die gesamte Beute an Menschen und Vieh (...) an 32.000 Mädchen, die nicht von Männern berührt waren." Sollte ein Soldat (5. Mose 21,11) "unter den Gefangenen ein schönes Mädchen" finden, soll er sie ruhig "zur Frau" nehmen, empfielt Gott ohne den leisesten Skrupel. Nach den Wünschen der Frau wird nicht gefragt. Sie ist ja nun eine Sklavin. Das Halten von Sklaven war so selbstverständlich, dass man alle möglichen Regeln zum Umgang mit Ihnen auflistete (2. Mose 21,26): "Wenn jemand seinen Sklaven oder seine Sklavin ins Auge schlägt und zerstört es, der soll sie freilassen um des Auges willen." (Warum sollte man einen "beschädigten" Sklaven noch weiter durchfüttern?) Oder: (1. Mose 17,23) "Da nahm Abraham seinen Sohn Ismael und alle Knechte, die im Hause geboren, und alle, die gekauft waren (...) und beschnitt ihre Vorhaut." An anderer Stelle ordnet die Bibel die Sklaverei sogar ausdrücklich als Strafe an. Kann ein Dieb für sein Vergehen keinen Ersatz leisten, (2. Mose/Ex. 22,2) "so verkaufe man ihn um den Wert des Gestohlenen."
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Gott befürwortet die Sklavenhaltung unmissverständlich, zum Beispiel wenn Frauen aus eroberten Völkern verschleppt werden sollen (5. Mose 21,11): "Und siehst du unter den Gefangenen ein schönes Mädchen und gewinnst sie lieb, dass du sie zur Frau nimmst, so führe sie in dein Haus und lass sie ihr Haar abscheren (...) und lass sie in deinem Hause sein und einen Monat lang ihren Vater und ihre Mutter beweinen. Danach geh zu ihr und nimm sie zur Ehe und lass sie deine Frau sein." Die Barmherzigkeit Gottes beschränkt sich auf einen Monat Trauer, die man einer versklavten Frau zu gönnen hat, bevor man sie zum Sex zwingen (vergewaltigen) darf. Sogar die Kirche hielt sich bis ins 17. Jahrhundert Sklaven, vermeintlich gerechtfertigt durch viele Verse im Alten Testament (2. Mose 21,6): "Spricht aber der Sklave: Ich habe meinen Herrn lieb und mein Weib und Kind, ich will nicht frei werden, so bringe ihn sein Herr vor Gott und stelle ihn an die Tür oder den Pfosten und durchbohre mit einem Pfriemen sein Ohr, und er sei sein Sklave für immer." (Als gäbe es einen Menschen der aus Liebe zu Gott freiwillig zum Sklaven werden will!) Auch Jesus äußerte sich leider nie zur Sklaverei. Sie war für ihn wie für alle Menschen seiner Zeit zu selbstverständlich. Die Bibel regelt denn auch immer wieder, wie mit ihnen zu verfahren ist (Sir 33,27): "Ein böser Sklave gehört in den Block und verdient Schläge!" Wider Erwarten änderten auch die Schreiber des Neuen Testaments ihre Ansicht nicht und der Apostel Paulus erlaubte zwar einem Sklaven, an seinen Gott zu glauben, wäre aber nicht auf die Idee gekommen, ihn freizulassen (Eph 6,8): "Was ein jeder Gutes tut, das wird er vom Herrn empfangen, er sei Sklave oder Freier." (Kol 3,22) "Ihr Sklaven, seid gehorsam in allen Dingen euren irdischen Herren!" (1 Tim 6,1): "Alle, die als Sklaven unter dem Joch sind, sollen ihre Herren aller Ehre wert halten." Auch der Apostel Petrus legte ganz klar seine Meinung zur Sklaverei dar (1. Petr 2,18): "Ihr Sklaven, ordnet euch in aller Furcht den Herren unter, nicht allein den gütigen und freundlichen, sondern auch den wunderlichen." "Wunderlich" war Luthers Übersetzung, andere schrieben an dieser Stelle "zornig" oder "launisch". Zwar bezeichnete auch Paulus die Sklaven als "Kinder Gottes", zu ihrer Freilassung sah er aber keine Veranlassung. Seine Devise zu diesem Thema lautete (1. Kor 7,20): "Jeder bleibe in der Berufung, in der er berufen wurde." Petrus vertrat sogar die Ansicht, das Verprügeln von Sklaven sei nicht nur eine Notwendigkeit, um sie zur Arbeit zu zwingen, sondern geradezu Gottespflicht (1. Petr 2, 20-21): "Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um schlechter Taten willen geschlagen werdet und es geduldig ertragt? Aber wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch." Sklaven für schlechte Arbeit zu schlagen ist also ganz normal, sie hingegen sinnlos zu prügeln geradezu ein Gnadenakt, der dem Leiden Jesu nahe kommt. Was für eine menschenverachtende Ethik predigt uns da der heilige Apostel Petrus. Lächerlich gering sind auch die biblischen Strafen zur Sklavenhaltung, selbst für schlimmste Verfehlungen (3. Mose 19,20): "Wenn ein Mann bei einer Frau liegt, die eine leibeigne Magd ist und einem Mann zur Ehe bestimmt, doch nicht losgekauft oder freigelassen ist, so soll das bestraft werden. Aber sie sollen nicht sterben, denn sie ist nicht frei gewesen." Wer also seine versklavte Magd sexuell bedrängt, also "bei ihr liegt", und dann keine Lust mehr hat, sie dem versprochenen Mann auszuliefern, handelt vor Gott falsch. Das versteht man gut. Weniger aber die Strafe. Die sieht für diese Vergewaltigung einer abhängigen Frau ein Opfertier vor, das man vor die Tür der Stiftshütte zu legen hat. (Dagegen wird ein Mann, der sein Dankesopfer anstatt am ersten Tag erst verspätet am dritten Tag isst, (3. Mose 19,7) mit dem Tod bestraft.) |
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©Johannes Maria Lehner |
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