Frage      Ehe, Sex und Scheidung
Ehe:

Eine Ehe zu biblischen Zeiten wurde ohne besondere Formalitäten geschlossen. Ein Mann nahm sich eine Frau oder wurde vom Vater ungefragt mit einer Frau verheiratet. Über den Wunsch der Frau wurde an keiner Stelle der Bibel auch nur nachgedacht. Sie hatte einfach zu gehorchen.

Natürlich durfte der Mann nach alttestemantarischer Regel mehr als eine Frau heiraten. Nur die Schwester seiner Frau war ihm verboten.

Konnte die Frau ihrem Mann kein Kind gebären, durfte er auch ungeniert die Sklavin schwängern. Sollte die Ehefrau dann doch noch Schwanger werden, durfte der Mann die Sklavin mit dem Kind aus dem Haus werfen (1. Mose 21,10 und andere Bibelstellen) und sich wieder seiner Ehefrau zuwenden.

Für den Apostel Paulus, den bedeutensten Bibelautoren, war die Ehe im besten Fall ein notwendiges Übel (1. Kor 7,1): "Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren."

Seinen Anhängern empfahl er, unverheiratet zu bleiben oder die Gattin einfach links liegen zu lassen, um das göttliche Heil leichter zu erlangen (1. Kor 7,29): "Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine."

Eine emotionale Bindung an eine Frau außerhalb des religiösen Lebens war für Paulus persönlich undenkbar. Seinen Gemeindemitgliedern gestattete er sie höchstens zur Befriedigung körperlicher Begierden (1. Kor 7,2): "Aber um Unzucht zu vermeiden, soll jeder seine eigene Frau haben und jede Frau ihren eigenen Mann."

Er selber wollte Vorbild für seine Christenkinder sein und hoffte, sie würden es ihm gleichtun (1. Kor 7,7): "Ich wollte zwar lieber, alle Menschen wären, wie ich bin."

Am besten war es, sich auf das Abenteuer Frau gar nicht erst einzulassen (1. Kor 7,27): "Bist du nicht gebunden, so suche keine Frau."

Bis zu Martin Luther (1483-1546) blieb dieses biblische Bild von der frauen- und sexualfeindlichen Ehe bestehen: "Ehe ist Arznei für Hurerei." Es findet sich beim besten Willen kein Wort über die Ehe als "heiliges Sakrileg", wie es immer wieder verkündet wird.

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Scheidung:

In Sachen Ehe und Ehebruch verlangte Jesus besonders unsinnige und inhumane Forderungen (Mt 5,28): "Ich aber sage euch: Ein jeder der eine Frau anblickt mit begehrlicher Absicht, hat schon die Ehe mit ihr gebrochen." Was für ein Unsinn. Oder sollte man Frauen ein Leben lang in ein schwarzes Kleid packen, nur um diesem Gebot gerecht werden zu können?

In der Bibel heißt es zwar (2. Mose 20,14) "Du sollst nicht ehebrechen", aber trotzdem erlaubt sie an mehr als einer Stelle, die Frau aus der Ehe zu "entlassen".

Wer genug von seiner Frau hatte, konnte ihr einfach (5. Mose 24,1) einen "Scheidebrief" in die Hand drücken und sie aus dem Haus schicken. Zur damaligen Zeit eine schreckliche Tat. Wie sollte eine entjungferte, verstossene Frau in einer patriarchalen Welt jemals wieder einen anständigen Platz in einer neuen Beziehung finden?

Natürlich darf die Frau dasselbe mit ihrem Mann nicht tun. Sie darf also nicht ohne seine Einwilligung aus der Ehe gehen.

Jesus meinte zwar bei Matthäus (Mt. 19,6): "Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!" Die Regel wäre auch klar und unmissverständlich, würde sie Jesus nicht zwei Verse weiter auf absurde Weise verwässern (Mt. 9,8): "Mose hat euch erlaubt, euch zu scheiden von euren Frauen, (...) von Anfang an aber ist's nicht so gewesen." Es ist also erlaubt, aber ganz früher war es nicht so...

Nach biblischen Rechtsverhältnissen war die Scheidung des Mannes von seiner Frau also möglich (Mt 19,9): "Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, und heiratet eine andere, der bricht die Ehe."

Besonders einfach war die Scheidung einer ausländischen Frau. Als der Hohe Priester Esra in Jerusalem die alte Ordnung wiederherstellen wollte, befahl er seinen Landsleuten, sie sollten auf Gottes Geheiß ihre ausländischen Frauen und Kinder verstoßen (Esra 10,3): "So lasst uns nun mit unserm Gott einen Bund schließen, dass wir alle fremden Frauen und die Kinder, die von ihnen geboren sind, hinaustun nach dem Rat meines Herrn."

Über das Schicksal der verstoßenen Frauen und Kinder verlieren die Bibelschreiber nicht ein Wort. Esra zog nicht einmal in Erwägung, sie zu seinem Glauben zu bekehren.

Im Neuen Testament verbietet Apostel Paulus klipp und klar den Frauen, sich zu trennen (1. Kor 7,10): "Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass die Frau sich nicht von ihrem Manne scheiden soll." Würde sie es aber trotzdem wagen, sollte sie ihr Leben lang nicht wieder glücklich werden dürfen (1. Kor 7,11): "Hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen."

Ungläubige dürfen sich übrigens sehr wohl scheiden (1. Kor. 7,15): "Wenn aber der Ungläubige sich scheiden will, so laß ihn sich scheiden."

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Sexualität:

Todeswürdig sind nach biblischer Fasson Sex während der Menstruation, Hurerei einer Priestertochter, Nichtschreien bei Vergewaltigung oder Sex mit seiner Schwiegermutter (5. Mose 27,23): "Verflucht sei, wer bei seiner Schwiegermutter liegt!"

Der Unsinn und die maßlose Unmenschlichkeit in den biblischen Geboten lassen aufgeklärte Menschen immer wieder aufschrecken. Lesen Sie, was mit einer Frau geschehen soll, der versehentlich, im guten Glauben zu helfen, die Hand ausrutscht und das Allerheiligste des Mannes berührt (5. Mose 25,12): "Wenn zwei Männer gegeneinander handgreiflich werden und des einen Frau läuft hinzu, um ihren Mann zu erretten (...) und sie streckt ihre Hand aus und ergreift ihn bei seiner Scham, so sollst du ihr die Hand abhauen."

Der Tod soll auch denjenigen ereilen, der bei einer Frau liegt, die ihre Tage hat. Auch er soll aus dem (3. Mose 20,18) "Volk ausgerottet werden." Verstehe einer die biblische Lust auf Blutopfer und gleichzeitig die Angst vor dem Blut der Frau!

So spärlich die biblischen Aussagen zur Sexualität sind, eines hat Jesus garantiert nicht gesagt: Er verlangte nie sexuelle Enthaltsamkeit, auch nicht vor der Ehe. Dasselbe gilt für weltliche Entsagung. Die Askese anderer Sekten, wie etwa jene der Pharisäer, bekämpfte Jesus sogar."Fresser und Weinsäufer". Jesus ist die einzige mehr oder weniger frauenfreundliche Person unter allen Bibelakteuren.

Dass sich die Bibel und vor allem das Neue Testament zu einem der elementarsten Themen des menschlichen Seins, zur Sexualität, nicht umfassend und sinnvoll beschäftigt, ist ein schändliches Armutszeugnis. Allein dieser Umstand entzieht dem Buch den Anspruch, ein verbindliches Regelwerk zum Leben der Menschen zu sein.

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siehe auch die Links:
Die Bibel und ihre Frauenverachtung
Das biblische Frauenbild
Bibel und Vergewaltigung
War Mann oder Frau zuerst?

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©Johannes Maria Lehner
 
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