Kreuzestod und schlechtes Gewissen |
Das Leiden Jesu fand am Kreuz ein Ende, ein Leiden, das zum Inbegriff des Christentums wurde. Nach theologischer Lehrmeinung sollte das schmerzvolle Sterben Warnung und Vorbild für uns Menschen sein. "Nur darum musste sich der Herr so entleeren, so erniedrigen, so verkleinern, damit ihr es ebenso machtet", schrieb Bernardus im Mittelalter. Leiden wurde zum höchsten Gebot der Christenheit, dem die Gläubigen nachzueifern hatten. Bequemes Leben, Heiterkeit und Lebensfreude sollten von nun an tunlichst vermieden werden. Dafür redete man sich zwei Jahrtausende lang ein schlechtes Gewissen ein: "Mein Gott hängt am Kreuze und ich soll der Wollust frönen?"
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Schmerz ertragen wurde nun wichtiger als Gutes tun, wie Martin Luther verkündete: "Übles Leiden weit besser ist, als Gutes tun." Ob er das wirklich so meinte, oder ob es ihm einfach zu anstrengend war, Gutes zu tun, wissen wir nicht. Gute Taten verlangen nämlich aktiven Einsatz und Opfer- bereitschaft am Mitmenschen und damit taten sich die Kirchen immer schwer. Nur dazusitzen und zu leiden ist manchmal viel bequemer. |
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©Johannes Maria Lehner |
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